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Start als freiberuflicher Dolmetscher und Übersetzer ....

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, Katja Raeke, Diplom-Dolmetscherin für Polnisch und Russisch.

Artikel erschienen in MDÜ, Fachzeitschrift für Dolmetscher und Übersetzer, 2/2007

 

Zu einem erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit gehört mehr als gute Noten in der Abschlussprüfung für Übersetzer und Dolmetscher. Weil Katja Raeke in ihrer Gründungsphase viel Unterstützung bekommen und so den richtigen Weg für sich gefunden hat, möchte sie anderen gerne Mut machen.

 

Mein Sprung in die Selbstständigkeit liegt erst zwei Jahre zurück, ich wagte ihn gegen Ende meiner Studienzeit. Mitten im „Scheine sammeln“ und „Seminararbeiten schreiben“ stellte ich mir damals die Frage, was mich wohl hinter der lang erkämpften Ziellinie erwartet, jenseits des magischen Tages an dem ich endlich meine Diplomurkunde in den Händen halten werde. Mir war klar, dass die Zahl der Freelancer in unserem Beruf stetig steigt, während es immer weniger Festanstellungen gibt. Gleichzeitig reizten mich die Themenvielfalt und weitgehende Selbstbestimmtheit einer freiberuflichen Tätigkeit als Dolmetscherin und Übersetzerin. Gegen eine ortsgebundene Festanstellung sprach außerdem, dass mein Lebenspartner als Bundeswehrangehöriger regelmäßig versetzt wird und wir unser Leben auf keine Pendelbeziehung gründen wollten. Nach den Jahren in der Trainingskabine, interessanten Praktika und mehreren Auslandsaufenthalten fühlte ich mich damals wie ein Rennpferd in der Startbox – das definitiv nicht als Auftakt seiner Laufbahn ins Arbeitsamt traben und damit das Schicksal vieler Jungakademiker teilen wollte.

So fiel der Startschuss in die Selbstständigkeit mitten im Semester.

 

Aus dem Elfenbeinturm auf den Markt

Lange Jahre hatten wir gelernt, schwierige Reden zu dolmetschen und druckreif zu übersetzen, hatten Notizentechnik trainiert, Seminararbeiten über exotische Themen geschrieben und anspruchsvolle Praktika absolviert. Mit anderen Worten gesprochen: Wir waren nun ausgebildete Meisterköche und hatten auf Fünf-Sterne-Niveau gelernt, Fisch zuzubereiten. Nur das Angeln war leider komplett außen vor gelassen worden. Allein mit dem Diplom in der Tasche konnten wir so weder unsere Kunden satt und zufrieden machen, noch uns selbst.

Es galt, folgende Fragen zu beantworten: Wie findet man Auftraggeber und wird von ihnen gefunden? Wie verhandelt man faire Preise? Was sind eigentlich faire Preise und Arbeitsbedingungen? Welche Versicherungen braucht ein Dolmetscher? Was ist bei der Rechnungslegung zu beachten und was ist der Unterschied zwischen Ist- und Soll-Besteuerung? Wie wickelt man einen Dolmetsch- oder Übersetzungsauftrag von A bis Z ab?

Einen branchenübergreifenden Existenzgründungskurs für angehende Selbstständige besuchte ich nicht, dafür aber viele entsprechende BDÜ-Seminare. Diese erschienen mir sinnvoller, weil sie „maßgeschneidert“ für Dolmetscher und Übersetzer sind. Zudem genieße ich den Luxus individueller Coachings sowie täglicher „Manöverkritik“, da mein Partner Diplom-Kaufmann ist. Ob Homepage, Marketing oder IT – er steht mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Das ist ein seltenes Glück wofür ich ihm an dieser Stelle herzlich danken möchte. Ein großes Kompliment gilt auch den vielen netten Kollegen! Natürlich war mir etwas mulmig als ich, noch als Studentin, die ersten Male Veranstaltungen des BDÜ besuchte. Ehrlich gesagt hatte ich leise Bedenken, als junges Gemüse oder potenzielle Konkurrenz gesehen und abgelehnt zu werden. Doch dann traf ich so viele nette und kooperative Mitstreiter, dass ich absolut positiv überrascht war. Vielleicht lag es an meiner eigenen Offenheit? Oder an dem Zauber, der jedem Anfang innewohnen soll? Ich weiß es nicht und freue mich einfach darüber. Es ist unbezahlbar, ehrliche Antworten auf all die vielen Fragen zu bekommen, die sich gerade anfangs stellen. Heute habe ich ein ganzes Netzwerk guter Kollegen und empfinde dies als sehr bereichernd. So manchen Auftrag bekomme ich von ihnen oder sie von mir. Wir arbeiten an gemeinsamen Projekten und übernehmen gegenseitig Vertretungen im Urlaub oder Krankheitsfall. Übersetzungen in die Fremdsprache lasse ich grundsätzlich von einem Muttersprachler lesen und revanchiere mich dafür. Das alles schafft nicht nur ein gutes Gefühl, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung.

Kollegen, die sich selbstständig machen möchten, kann ich wirklich empfehlen, die Fühler auszustrecken und Kontaktpflege zu betreiben. Mir hat es sehr dabei geholfen, vermeidbare Fehler auf dem Weg aus dem Glashaus auf den Markt zu vermeiden. Vor allem habe ich auf diese Weise einen beliebten Fehler vieler junger selbstständiger Dolmetscher und Übersetzer vermieden, der zu Frustration, wenig Geld und mittelfristig meist zur Aufgabe des Berufs führt: Dumping.

 

Willkommen in der Wirklichkeit

Natürlich können junge Selbstständige mit noch kurzer Referenzenliste keine potenziellen Kunden gewinnen, wenn sie sofort Höchstpreise verlangen. Ich bitte unsere etablierten Kollegen dafür um Nachsicht und Verständnis. Doch ebenso bitte ich junge Selbstständige bzw. Studenten kurz vor dem Diplom darum, einmal darüber nachzudenken, ob und wie sie von Zeilenpreisen von 0,80 Euro für Fachtexte oder Tagessätzen von 200 Euro konsekutiv langfristig leben wollen? Wie sie Qualität bieten und gleichzeitig Miete, Altersvorsorge und Versicherungen zu zahlen gedenken? Die Vorbereitungszeit für niedrig bezahlte Einsätze dürfte kurz sein, da man ja viele wahrnehmen muss, um irgendwie zu überleben. Kurze Vorbereitungszeit schlägt sich meist negativ auf die Qualität nieder. Dies wiederum sorgt für einen entsprechenden Ruf. Wie möchte sich da ein Dolmetscher bzw. Übersetzer mit einem fundierten Diplom oder bestandener staatlicher Prüfung in der Tasche von all den vielen „Möchtegern-Dolmetschern" unterscheiden? Mit welchem Argument faire Preise durchsetzen?

Mich hat schwer schockiert, wie viele Auftraggeber uns für bessere Sprachcomputer halten und für das (in ihren Augen) „Austauschen von Wörtern“ weniger auszugeben bereit sind, als für das Anschließen ihrer Waschmaschine. Mein eigener Aufprall in der harten Realität führte zu einem Wutanfall ob der unwissenden Arroganz und schließlich zur Erkenntnis, dass schlichtweg diplomatische Aufklärungsarbeit zu leisten ist. Seitdem steht „Der richtige Dolmetscher – ein kleiner Leitfaden" auf meiner Homepage. Dumpingangebote nehme ich nicht an. Aus Selbstachtung und aus Kostengründen.

 

Resümee

Zwei Jahre nach dem Startschuss in die Selbstständigkeit gehöre ich natürlich noch lange nicht zu den erfahrenen Hasen, die ihr komplettes Erfolgsrezept gefunden haben und dieses nun weitergeben können. Viele Freuden und Enttäuschungen, die bei Kollegen mit langjähriger Berufserfahrung vielleicht schon etwas verblasst sind, sind bei mir jedoch noch recht frisch. Zudem unterscheiden sich die Bedingungen des Berufseinstiegs der „Generation Praktikum“, an die sich dieser Beitrag vorwiegend richtet, in vielerlei Hinsicht von denen vor 20 Jahren. Jungen Kollegen und zukünftigen Selbstständigen möchte ich mit diesem Beitrag gern Mut machen und in den Sattel helfen. Die Rennbahn vor mir ist noch lang, aber es läuft gut an und macht – trotz oder gerade wegen der Hindernisse im Weg – richtig viel Spaß!

 

Katja Raeke

 


 

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